Das Gasthaus zum Schwanen in der Kellereistraße im Laufe der Geschichte seit 1650
366 Jahre Gasthausgeschichte beim „Amandshof“
Die Geschichte des Anwesens an der Kellereistraße 44 ist eng mit der Geschichte der Stadt Buchen verbunden. Ursprünglich landwirtschaftliche Wirtschaft- und Wohngebäude, wurde das Haus 1650 erstmals urkundlich als „Kellerei-Lehen“ mit dem Namen „Cuntz am Endshof“, ein andermal 1840 als „Kunz Amandshof“ erwähnt.
Dieser befand sich an einer belebten Stelle: Unmittelbar hinter dem Würzburger Tor, am östlichen Ende der Stadtbefestigung. Besucher, Gesandte, Bittsteller und die Amtsangestellten kamen hier vorbei, um im Amtshaus, der Hofverwaltung in kurmainzischen und badischen Zeiten, ihre Geschäfte zu erledigen.
So hat es sich für die ersten Hofinhaber angeboten, an dieser gut gelegenen Stelle eine Schankwirtschaft einzurichten. Diese entwickelte sich über die Jahre, nicht ohne gegen Widerstände angehen zu müssen, zum beliebten Gasthaus.
Amandshof, Fuchs, Zum Schwanen
Seit 1650
Schon vor 1650 war das Anwesen, im Besitz des jeweiligen Lehensbauers, als ein großes altes Kellereilehen etabliert. Ab etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts ist es mit landwirtschaftlicher Nutzung in den historischen Quellen der Stadt nachweisbar. Einer der ersten nachweisbaren Namen war ein gewisser Konrad, der „Cuntz“, der „Ends-Hof“ wurde über die Jahre zum „Amandshof“ und von der Straußwirtschaft zum Gasthaus.
Im Verlauf des 17. Und 18. Jahrhunderts kommen bis heute in der Stadt vertretene Familiennamen als Lehensbauern oder durch Heirat in den Besitz des Hofes, wobei der Name Kieser sich konstant durch die Chroniken zieht. 1791 wird der Hofbauer Franz Stephan Kieser als „Wirt“ genannt, sein Sohn Franz Stefan Kieser „Straußwirt“ und 1810 als Wirt „zum Fuchs“.
Von der Straußwirtschafts- zur Schildwirtschaftsgerechtigkeit
Das 19. Jahrhundert
Durch ein großes Tauschgeschäft, in das auch Liegenschaften in der Pfarrgasse eingebunden waren, kommt im Jahre 1812 das Anwesen in den Besitz der Familie Eiermann. Damit verbunden war auch der Verkauf der „Straußenwirtschaftsgerechtigkeit“ durch Franz Kieser jr., im Zuge derer Johann Anton Eiermann sich nun „Fuchswirt“ nannte.
Durch die Heirat seiner Tochter, Creszentia Eiermann, kommt das Haus wieder (zuletzt 1690 mit Hofbauer Peter Hemlein) in den Einflussbereich der Familie Hemlein: Creszentias Auserwählter sollte Karl Hemlein werden, der Sohn des Großherzoglichen Vogtes Josef Anton Hemlein von Götzingen.
Diese Verbindung brachte nachhaltige Veränderungen für die Gebäulichkeiten: 1823 wurden sie umgestaltet, neu gebaut und renoviertert und sogar durch einen Tanzsaal erweitert. Vier Jahre später wurde Karl Hemlein die „Schildgerechtigkeit zum Weißen Schwanen“ bestätigt, also das Recht als bestehendes Gasthaus zu wirken.
Die Geschäfte liefen gut und schon 1840 erfolgte die Ablösung aus der Gült. Mit der „Verlaßenschaftversteigerung“ aufgrund des Ablebens der letzten Vertreter der Familie Hemlein im Besitz des Anwesens in der Kellereistraße kam das Gasthaus 1858 abermals in den Besitz der Familie Kieser. Damit erwarb Alois Kieser auch die „Real-Schildgerechtigkeit zum Schwanen“. Nach wie vor lag im selben Hof auch die „Wohngerechtigkeit“ für Karl Hemlein.
Der Nachfolger und spätere Bürgermeister (1880-1904) Wilhelm Kieser erbte die Hälfte des Hauses samt der Schildgerechtigkeit „Zum Schwanen“. Bis 1930 gehörte der Schwanen der Familie Kieser, bis die Eheleute Heinrich und Anna Leis das Gasthaus im Jahre 1938 in die Ära Leis führten.
Das 20. Jahrhundert und die Zukunft
1938 kamen Anna und Heinrich Leis aus Bargen (Sinsheim) nach Buchen und übernahmen am 20. Mai das Anwesen. 1959 ging es an ihren Sohn Otto und seine Frau Elisabeth über. Otto Leis sollte von den 60er bis in die 90er Jahre hinein der Wirt des „bei der Bevölkerung von Buchen und weiten Teilen darüber hinaus beliebten Gasthauses“ (RNZ vom 26. August 1980) werden, bis schließlich in dritter Generation Stefan Leis das Haus weiterführen sollte und von 1995 bis 2015 den Titel des „Schwanen-Wirts“ trug.
Nach einer Renovierung und Erweiterung in den Jahren 1962 und ´67 wurde das Gasthaus „Zum Schwanen“ im Rahmen der Stadtsanierung von 1980 nach Plänen des Architekten Eduard Stetter „großzügig umgestaltet“. Der Schankraum erfuhr eine Vergrößerung und Umgestaltung, der Nebenraum ist zum Saal erweitert worden, statt bisher 45 fasst er nun bequem 70 Plätze. Gegen den Innenhof wurden neue Fenster eingesetzt.
Stefan und Anette Leis führten den Schwanen von 1995 bis 2015, bis der frühe Tod Stefan Leis´ die Ära Leis beendete. Simon Schäfer, früherer Nachbarsjunge und Koch (nicht zuletzt durch den Einfluss seines Freundes Stefan Leis) übernahm im Sommer 2015 als neuer „Schwanen-Wirt“ das Gasthaus.
Die Geschichte des Hauses und seiner Gebäulichkeiten, die Lage in der Nachbarschaft des historischen Museumshofes und am Ende der schönen Kellereistraße sowie die Freude und Liebe zu seinem Beruf, die Unterstützung durch ein hoch motiviertes Team und eine gute Familie wie Freunde im Rücken, lassen den neuen Schwanen-Wirt mit vollster Zuversicht in eine glorreiche Zukunft blicken.
Dieser Text erscheint in der Reihe „Geschichte(n) des Schwanen“.